Öffentlichkeit versus Privatheit – ein Spannungsfeld in der stationären Kinder- und Jugendhilfe mit Schwerpunkt in den Angeboten in häuslicher Gemeinschaft

10. Jun. 2024Betreuungsstellen, Bewerber*innen, Jugendämter

Ein Angebot in häuslicher Gemeinschaft bietet in der öffentlichen Erziehung die stationäre Betreuung von jungen Menschen im privaten Umfeld an; hierunter sind Familienwohngruppen, Erziehungsstellen, ISE-Maßnahmen und sozialpädagogische Sonderpflegestellen gefasst. Auch kleine und überschaubare Wohngruppenangebote bieten Erziehungshilfe unter diesem besonderen Aspekt der pädagogischen Arbeit.

Die zweite Online-Fachtagsreihe des Jahres zum Thema „Störungsbilder gemäß ICD-10“ startet.

Der Auftrag, öffentlichen Erziehung im privaten Umfeld auszuüben, ist ein Besonderer. Denn nicht zuletzt gibt die staatliche Erziehung junge Menschen in die Fürsorge und Obhut eines Trägers der Sozialen Arbeit, der diese jungen Menschen im privaten Umfeld aufnimmt, fördert und umsorgt. Privatheit wird hier zu einem nicht unwesentlichen Konzept des öffentlichen Erziehungsauftrages. Die öffentliche Hand zeigt hierdurch deutlich die hohe Anerkennung für ein fachlich fundiertes und für die jungen Menschen förderliches Betreuungsangebot im privaten Raum. Allen Beteiligten wird hierdurch ein staatliches Vertrauen ausgesprochen und zugleich eine  Verantwortung auferlegt. Um diesem angemessen begegnen zu können, wird vom Träger und den betreuenden Fachkräfte dieser Angebotsform gefordert, sich fortlaufend diesem besonderen Auftrag zu stellen.  h&p Baden-Württemberg Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH stellt sich diesem Anspruch in verschiedener Weise: Neben Strukturen, Standards der Begleitung, Beratung, Dokumentation und anderen fachlichen Anforderungen stellt die Festlegung eines Jahresthemas eine weitere Form der fachlichen Auseinandersetzung dar.  Dieses Jahresthema wird von allen Fachkräften in unterschiedlicher Form und Intensität bearbeitet. Hierzu dienen die kontinuierlichen Beratungsgespräche mit den Pädagog*innen in den Betreuungsstellen, die Auseinandersetzung mit Fachartikeln und der kollegiale Austausch in den Regionaltagungen; zudem stehen Gesamttagungen – die sogenannten EFA-Tagungen – unter dieser Jahresthematik.   2024 hat sich h&p Baden-Württemberg Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH dem Thema „Herkunft erkunden – Identität entfalten“ gestellt. Es wirft eine Vielzahl an Aspekten, Blickwinkeln, fachlichen Anforderungen und Fragen auf, die intensiv bearbeitet werden.

Um die Besonderheit dieser kleinen Angebotsformen zu betonen, soll die Ausgangsthese nochmals hervorgehoben werden: Die staatliche öffentliche Erziehung vertraut allen Beteiligten diese Aufgabe an. Allen Beteiligten, insbesondere dem Träger und den betreuenden Fachkräften, wird sowohl das Vertrauen als auch die Verantwortung übertragen. Sie müssen Fragen stellen und adäquate Antworten finden: Der öffentliche Auftraggeber hat innerhalb der staatlichen Erziehung dieses Angebot geschaffen und rechtlich untermauert. Den Beteiligten wird das Vertrauen hierfür ausgesprochen, aber auch die Verantwortung für diesen erzieherischen Auftrag übertragen.  Im privaten, persönlichen Raum kann öffentliche Erziehung stattfinden: jedoch unter der besonderen Verantwortung des Trägers und der pädagogischen Fachkräfte. Sie tragen dazu bei, dass dieses beruflich-private Miteinander gelingt: für den zu betreuenden jungen Menschen und für und mit der eigenen Familie.

Leben und Arbeiten verbindet damit das Angebot in häusliche Gemeinschaft für die betreuenden Pädagog*innen, deren Familienangehörigen und den zu betreuenden jungen Menschen. In dieser Gemeinsamkeit von beruflichem Handeln und privatem Sein ist die berufliche Reflexion, die die pädagogischen Fachkräfte mit Unterstützung des Trägers für sich und die anderen Beteiligten erbringen müssen, ein ganz wesentliche berufliche Aufgabe.

h&p Baden-Württemberg gGmbH